Neue Dokumente offenbaren Details der Bildung von ukrainischem Bataillon zur Vernichtung von Chatyn

© SNA / Viktor Tolochko / Zugriff auf das MedienarchivGedenkstätte Chatyn
Gedenkstätte Chatyn - SNA, 1920, 22.03.2023
Das 118. Ukrainische Polizeibataillon, das vor 80 Jahren das belarussische Dorf Chatyn vernichtete, war von Hitler-Anhängern im Oktober 1942 in Kiew gebildet worden, heißt es in Dokumenten, welche die Agentur Sputnik im Rahmen des Projekts „Ohne Verjährungsfrist“ veröffentlicht hat.
Das Dorf Chatyn befand sich 54 Kilometer nordwestlich von Minsk. Alle Einwohner von Chatyn wurden von Hitler-Anhängern und ihren Helfershelfern aus dem 118. Ukrainischen Polizeibataillon am 22. März 1943 in einen großen Schuppen gedrängt und dort bei lebendigem Leib verbrannt. 149 Menschen, darunter 75 Kinder, kamen im Feuer ums Leben. In der Sowjetzeit hieß es, dass für diesen Akt des Genozids Hitler-Faschisten verantwortlich seien, die Teilnahme ukrainischer „Bestrafer“ wurde verschwiegen.
Unter den neuen Dokumenten ist eine Fotokopie des Protokolls des Ende April 1974 erfolgten Verhörs des ehemaligen Angehörigen des 118. Ukrainischen Polizeibataillons Grigori Dumytsch (er hieß auch Michail Jankowski). Laut Dumytsch wurde er in die ukrainische Polizei im August 1942 in dem von Hitler-Faschisten besetzten Kiew aufgenommen.
„Gleichzeitig kamen auch andere in die Polizei in Kiew. Insgesamt etwa 50 Personen“, so Dumytsch. Neueingezogene, die in Kasernen unterbracht wurden, “waren in litauischer und lettischer Uniform, sie bekamen auch russische Gewehre mit Patronen”, sagte er.
„Als wir Ausrüstung und Waffen bekamen, gingen wir jeden Tag zu Übungen im Gebiet Kiew. Wir wurden in Exerzieren, Umgang mit Waffen, Waffen zusammensetzen und auseinandernehmen ausgebildet… Die Ausbildung dauerte anderthalb Monate, von Mitte August bis Ende September 1942“, so Dumytsch.
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Dann wurde allen Teilnehmern der Dienstgrad Vizekorporal verliehen.
„Nach dem Abschluss des Ausbildungskurses kamen Anfang Oktober 1942 zwei Kompanien der Polizei zu uns. Mit ihnen kamen auch Offiziere und Unteroffiziere. Nach einer Umstrukturierung wurden drei Kompanien gebildet. Aus diesen drei Kompanien wurde das 118. Schutzmannschaftsbataillon der ukrainischen Polizei gebildet“, sagte Dukytsch. Ihm zufolge bestand das Bataillon aus bis zu 300 Personen. „Eine Woche nach der Bildung des 118. Bataillons kam der Kommandeur Konstantin Smowski zu uns. Ich wurde zum Kommandeur der dritten Gruppe des ersten Zugs der ersten Kompanie ernannt. Ich erfüllte diese Pflichten bis Anfang 1943“, so Dumytsch.
Das 118. Ukrainische Polizeibataillon wurde auf Grundlage einer paramilitärischen Einheit der Organisation Ukrainischer Nationalisten* gebildet, die im Juli 1941 geschaffen wurde und an der Massenerschießung von Juden in Babij Jahr teilnahm.
Im Dezember 1942 wurde das 118. Bataillon nach Belarus verlegt. Der Hauptteil des Bataillons wurde im Dorf Pleschtschenizy im Gebiet Minsk stationiert. Die Hauptaufgabe des Bataillons im besetzten Belarus war der Kampf gegen Partisanen, Teilnahme an Strafexpeditionen, bei denen friedliche Einwohner der Dörfer erschossen bzw. bei lebendigem Leib verbrannt wurden. In Chatyn ging das 118. Ukrainische Bataillon zusammen mit einer Sondereinheit der Waffen-SS unter dem Kommando von Oskar Dirlewanger vor.
Wie aber aus jetzt veröffentlichten Dokumenten im Rahmen des Projekts „Ohne Verjährungsfrist“ hervorgeht, waren es gerade ukrainische „Bestrafer“, die die Einwohner von Chatyn erschossen und bei lebendigem Leib verbrannten.
* Eine Extremistenorganisation, in Russland verboten
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