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Versöhnung über den Gräbern und Annährung der Deutschen und Russen gehen trotz alledem weiter
Versöhnung über den Gräbern und Annährung der Deutschen und Russen gehen trotz alledem weiter
1992 wurde das Kriegsgräberabkommen unterzeichnet. Seit mehr als 30 Jahren konnte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge von den in Russland etwa 1,4... 20.03.2023, SNA
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„Es gab Jahre, in denen unser Dienst bis zu 25.000 sterbliche Überreste pro Jahr umgebettet hat. Wir exhumieren jetzt jährlich etwa 6.000. Bei unserer Arbeit stützen wir uns auf Informationen über die Soldatenfriedhöfe des Bundesarchivs in Kassel. Jede Militäreinheit der Wehrmacht hatte einen Offizier, der während des gesamten Krieges ausschließlich für die Beerdigung und die Übermittlung von Informationen über den gefallenen Soldaten verantwortlich war. Und diese Informationen sollten über Jahrzehnte gespeichert werden. Jede Gefallenmeldung enthielt Angaben über den Beerdigungsort eines Soldaten und war mit einem Schema und einer genauen Angabe der Siedlung, in der er bestattet wurde, versehen.“Deryabkin führt ein Beispiel an: „Wir wussten, dass es am, sagen wir, nördlichen Stadtrand des Dorfes Woloschino einen deutschen Friedhof geben sollte. Viele Jahre lang war es die Aufgabe von 13 Mitarbeitern des Umbettungsdienstes, in diesen Ort zu kommen und die ältesten Menschen zu treffen. Fast immer wussten diese Babuschkas, wo sich dieser oder jener Soldatenfriedhof befand, den sie in ihrer Kindheit gesehen hatten, und sie konnten seine Lage auf den Meter genau anzeigen. Und das, obwohl vom Friedhof natürlich nichts übrig geblieben ist. Keine Kreuze, keine Gräber, alles ist mit Gras bewachsen.“„Es gab auch Friedhöfe in einem guten Zustand. Vor allem unmittelbar nach dem Krieg. So sah zum Beispiel ein Friedhof in einem der Dörfer bei Stalingrad aus. Es gab noch den Winter, und die sowjetischen Truppen haben dieses Dorf gerade befreit.„Im Laufe der Jahre wurde die Arbeit immer schwieriger“, sagt der Chef des Umbettungsdienstes, „da die älteren Bewohner leider starben. Obwohl wir Informationen aus dem Bundesarchiv hatten, gab es oft keine Zeugen mehr, die uns vor Ort helfen konnten. Wir mussten auf Luftaufnahmen zurückgreifen. Die Luftwaffe fotografierte das Gebiet vor, während und nach den Kämpfen für ihre militärischen Zwecke. Und ganz zufällig tauchten auf diesen Luftbildern auch Wehrmachtsfriedhöfe auf.“Die Amerikaner haben 1945 all diese Fotos beschlagnahmt und in die USA transportiert. Bis in die frühen 1960er Jahre wurden diese Bilder geheim gehalten, weil sie zu Aufklärungszwecken gegen die Sowjetunion verwendet wurden. Nachdem Weltraumsatelliten erschienen sind, brauchte man diese Luftaufnahmen nicht mehr, und sie wurden freigegeben.„Jetzt bestellen wir die Bilder, die wir brauchen, bei den US National Archives“, so Deryabkin. „Dem einen oder anderen Foto werden GPS-Koordinaten zugeordnet, und unsere Mitarbeiter können mit Hilfe des Navigators an den genauen Ort kommen, um diese oder jene Bestattung zu lokalisieren. Und dann beginnen wir mit der Exhumierung, natürlich mit Erlaubnis der örtlichen Verwaltung. Jetzt gibt es auch neue Suchwerkzeuge wie Georadar. Und wir nutzen dies für unsere Arbeit.“Durch die Erkennungsmarken stellt man fest, dass eben die Gebeine eines deutschen Soldaten gefunden wurden. Solche Marken trug jeder Wehrmachtssoldat. Dort wurden zur Identifizierung seine Personalnummer und die Bezeichnung seiner Kampfeinheit eingeprägt. Daher beträgt der Anteil der identifizierten gefallenen Soldaten etwa 60 Prozent. Sind die Gebeine gefunden und die Erkennungsmarke entfernt, werden alle Unterlagen nach Kassel geschickt. Auf Wunsch von Angehörigen teilt ihnen die Volksunion das Schicksal des einen oder anderen Soldaten mit.In den Archiven des Volksbundes gibt es solche Anfragen, die bis in die 1950er Jahre zurückreichen. Wenn kein solcher Antrag gestellt wurde, werden die sterblichen Überreste des Soldaten trotzdem bestattet und Informationen darüber im Archiv gespeichert. „Daher ist es für uns immer eine große Tragödie, wenn sich Plünderer vor uns in Grabstätten finden und diese Erkennungsmarken stehlen“, bedauert Deryabkin.Der Exhumierungsbereich wird so hergerichtet, dass nach Abschluss der Arbeiten nichts mehr daran erinnert, dass hier die sterblichen Überreste entfernt wurden. Und in einer Woche ist wirklich alles zugewachsen. Die Gebeine des einen oder anderen toten Soldaten werden in einen separaten Sarg gelegt und sorgfältig dokumentiert. So weiß man auch nach 20 und 30 Jahren genau, wo sich der Sarg befindet. Und Angehörige können Blumen auf das Grab ihres gefallenen Soldaten legen.Deryabkin fügt hinzu, dass seine Mitarbeiter nicht auf den Schlachtfeldern arbeiten und sich nur auf Soldatenfriedhöfe beschränken. „Sonst würde unsere körperliche Kraft nicht ausreichen. Und wer nicht das Glück hat, auf einem Soldatenfriedhof beerdigt zu sein, wird von russischen Suchgruppen gefunden. Jedes Jahr erhalten wir von ihnen etwa 1000 sterbliche Überreste von Wehrmachtsoldaten. Wir nehmen sie dankbar an, egal wie weit wir dafür reisen müssen.“Der frühere russische Botschafter in Deutschland Wladimir Grinin erinnert daran, wie viele Kriegsgräberstätten sowjetischer Soldaten in Deutschland es gibt und wie sorgfältig sie gemäß dem Vertrag von 1992 gepflegt werden. Besonders schockiert war er über die Zahl der Gräber auf den Seelower Höhen bei Berlin, wo 1945 erbittert gekämpft wurde und wieviel Kraft es kostete, um sie in Ordnung zu bringen. „Die heutige Gedenkstätte macht einen riesigen Eindruck. Die Arbeit zur Pflege der Kriegsgräberstätten in Russland und Deutschland wirkt sich positiv auf die Wahrnehmung der Deutschen in Russland und der Russen in Deutschland aus.“
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SNA-Korrespondent
1992 wurde das Kriegsgräberabkommen unterzeichnet. Seit mehr als 30 Jahren konnte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge von den in Russland etwa 1,4 Millionen gefallenen deutschen Soldaten bisher mehr als 475 000 bergen, die auf 22 großen Friedhöfen würdevoll beigesetzt wurden. Denis Deryabkin, Leiter des Umbettungsdienstes berichtet.
„Es gab Jahre, in denen unser Dienst bis zu 25.000 sterbliche Überreste pro Jahr umgebettet hat. Wir exhumieren jetzt jährlich etwa 6.000. Bei unserer Arbeit stützen wir uns auf Informationen über die Soldatenfriedhöfe des Bundesarchivs in Kassel. Jede Militäreinheit der Wehrmacht hatte einen Offizier, der während des gesamten Krieges ausschließlich für die Beerdigung und die Übermittlung von Informationen über den gefallenen Soldaten verantwortlich war. Und diese Informationen sollten über Jahrzehnte gespeichert werden. Jede Gefallenmeldung enthielt Angaben über den Beerdigungsort eines Soldaten und war mit einem Schema und einer genauen Angabe der Siedlung, in der er bestattet wurde, versehen.“
Deryabkin führt ein Beispiel an:
„Wir wussten, dass es am, sagen wir, nördlichen Stadtrand des Dorfes Woloschino einen deutschen Friedhof geben sollte. Viele Jahre lang war es die Aufgabe von 13 Mitarbeitern des Umbettungsdienstes, in diesen Ort zu kommen und die ältesten Menschen zu treffen. Fast immer wussten diese Babuschkas, wo sich dieser oder jener Soldatenfriedhof befand, den sie in ihrer Kindheit gesehen hatten, und sie konnten seine Lage auf den Meter genau anzeigen. Und das, obwohl vom Friedhof natürlich nichts übrig geblieben ist. Keine Kreuze, keine Gräber, alles ist mit Gras bewachsen.“
„Es gab auch Friedhöfe in einem guten Zustand. Vor allem unmittelbar nach dem Krieg. So sah zum Beispiel ein Friedhof in einem der Dörfer bei Stalingrad aus. Es gab noch den Winter, und die sowjetischen Truppen haben dieses Dorf gerade befreit.
„Im Laufe der Jahre wurde die Arbeit immer schwieriger“, sagt der Chef des Umbettungsdienstes, „da die älteren Bewohner leider starben. Obwohl wir Informationen aus dem Bundesarchiv hatten, gab es oft keine Zeugen mehr, die uns vor Ort helfen konnten. Wir mussten auf Luftaufnahmen zurückgreifen. Die Luftwaffe fotografierte das Gebiet vor, während und nach den Kämpfen für ihre militärischen Zwecke. Und ganz zufällig tauchten auf diesen Luftbildern auch Wehrmachtsfriedhöfe auf.“
Die Amerikaner haben 1945 all diese Fotos beschlagnahmt und in die USA transportiert. Bis in die frühen 1960er Jahre wurden diese Bilder geheim gehalten, weil sie zu Aufklärungszwecken gegen die Sowjetunion verwendet wurden. Nachdem Weltraumsatelliten erschienen sind, brauchte man diese Luftaufnahmen nicht mehr, und sie wurden freigegeben.
„Jetzt bestellen wir die Bilder, die wir brauchen, bei den US National Archives“, so Deryabkin. „Dem einen oder anderen Foto werden GPS-Koordinaten zugeordnet, und unsere Mitarbeiter können mit Hilfe des Navigators an den genauen Ort kommen, um diese oder jene Bestattung zu lokalisieren. Und dann beginnen wir mit der Exhumierung, natürlich mit Erlaubnis der örtlichen Verwaltung. Jetzt gibt es auch neue Suchwerkzeuge wie Georadar. Und wir nutzen dies für unsere Arbeit.“
Durch die Erkennungsmarken stellt man fest, dass eben die Gebeine eines deutschen Soldaten gefunden wurden. Solche Marken trug jeder Wehrmachtssoldat. Dort wurden zur Identifizierung seine Personalnummer und die Bezeichnung seiner Kampfeinheit eingeprägt. Daher beträgt der Anteil der identifizierten gefallenen Soldaten etwa 60 Prozent. Sind die Gebeine gefunden und die Erkennungsmarke entfernt, werden alle Unterlagen nach Kassel geschickt. Auf Wunsch von Angehörigen teilt ihnen die Volksunion das Schicksal des einen oder anderen Soldaten mit.
In den Archiven des Volksbundes gibt es solche Anfragen, die bis in die 1950er Jahre zurückreichen. Wenn kein solcher Antrag gestellt wurde, werden die sterblichen Überreste des Soldaten trotzdem bestattet und Informationen darüber im Archiv gespeichert. „Daher ist es für uns immer eine große Tragödie, wenn sich Plünderer vor uns in Grabstätten finden und diese Erkennungsmarken stehlen“, bedauert Deryabkin.
Der Exhumierungsbereich wird so hergerichtet, dass nach Abschluss der Arbeiten nichts mehr daran erinnert, dass hier die sterblichen Überreste entfernt wurden. Und in einer Woche ist wirklich alles zugewachsen. Die Gebeine des einen oder anderen toten Soldaten werden in einen separaten Sarg gelegt und sorgfältig dokumentiert. So weiß man auch nach 20 und 30 Jahren genau, wo sich der Sarg befindet. Und Angehörige können Blumen auf das Grab ihres gefallenen Soldaten legen.
Deryabkin fügt hinzu, dass seine Mitarbeiter nicht auf den Schlachtfeldern arbeiten und sich nur auf Soldatenfriedhöfe beschränken. „Sonst würde unsere körperliche Kraft nicht ausreichen. Und wer nicht das Glück hat, auf einem Soldatenfriedhof beerdigt zu sein, wird von russischen Suchgruppen gefunden. Jedes Jahr erhalten wir von ihnen etwa 1000 sterbliche Überreste von Wehrmachtsoldaten. Wir nehmen sie dankbar an, egal wie weit wir dafür reisen müssen.“
Der frühere russische Botschafter in Deutschland Wladimir Grinin erinnert daran, wie viele Kriegsgräberstätten sowjetischer Soldaten in Deutschland es gibt und wie sorgfältig sie gemäß dem Vertrag von 1992 gepflegt werden. Besonders schockiert war er über die Zahl der Gräber auf den Seelower Höhen bei Berlin, wo 1945 erbittert gekämpft wurde und wieviel Kraft es kostete, um sie in Ordnung zu bringen. „Die heutige Gedenkstätte macht einen riesigen Eindruck. Die Arbeit zur Pflege der Kriegsgräberstätten in Russland und Deutschland wirkt sich positiv auf die Wahrnehmung der Deutschen in Russland und der Russen in Deutschland aus.“