Wer hat die Nord-Stream-Pipelines gesprengt? – Russische Energieexperten übers Medien-Gerede

© Foto : Die Dänischen Streitkräfte / Das Gasleck bei Nord Stream 2, regestriert vom dänischen Abfangjäger F-16
Das Gasleck bei Nord Stream 2, regestriert vom dänischen Abfangjäger F-16  - SNA, 1920, 09.03.2023
Veröffentlichungen in den Mainstreammedien, von der „New York Times“ bis hin zu „Die Zeit“, über ukrainische Saboteure, die Nord Stream gesprengt haben, sollten alle mit etlichen unglaubwürdigen Versionen völlig verwirren.
Der Kreml nannte es eine koordinierte Aktion, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von den wahren Sabotage-Akteuren abzulenken.
Deshalb spricht man über eine pro-ukrainische Gruppierung, die diese Sabotage arrangiert haben könnte. Igor Juschkow, der führende Experte des Nationalen Energiesicherheitsfonds in Moskau, sieht darin „nicht einmal den Wunsch, irgendwelche Spuren zu verwischen, sondern eher den Versuch, alles auf die Ukraine abzuwälzen. Anfangs gab es einige Versionen aus dem Westen, dass Russland selbst seine eigenen Gaspipelines gesprengt habe. Es ist klar, dass dies absurd ist.“
Welche Varianten bleiben dann, fragt der Experte. Entweder die Europäer oder die Amerikaner haben sie in die Luft gesprengt. „Und immer häufiger werden die Vereinigten Staaten genannt, vielleicht nicht als ein unmittelbarer Täter, aber als Auftraggeber und Benefiziar dieser Explosionen. US-Präsident Biden sagte offen, wenn im Donbass ein Konflikt beginnt, dann wird es keine Nord Streams geben. Und die Polen veröffentlichten am Tag des Anschlags ein Foto der Explosion mit der Unterschrift: ,Danke, USA‘.“
Es entstehe eine Situation, so der Energiesicherheitsexperte, „in der früher oder später diese Version anerkannt werden muss, sodass man auch jetzt sagt, dass eben die Ukraine es getan habe. Schließlich ist dies eine sichere Wahl: Kiew kann mit allem davonkommen. Westliche Länder sagen: ,Während der Kriegshandlungen hatte die Ukraine das moralische Recht dazu. Also kann man sie nicht bestrafen.‘ Klar ist aber, dass Kiew dies rein technisch nicht tun könnte. Es war eine militärische Operation der professionellen Taucher mit Spezialausrüstung. Natürlich hatte die Ukraine dafür keine Zeit, und es ist unwahrscheinlich, dass sie auch die technischen Möglichkeiten dafür hatte.“
Wie konnte eine Gruppe von Amateurtauchern eine komplexe Operation durchführen, für die laut einer Publikation des bekannten US-Investigativ-Journalisten Seymour Hersh eben die amerikanischen Geheimdienste fast neun Monate zur Vorbereitung der Aktion brauchten und die sogar unter dem Deckmantel der Nato-Militärübungen durchgeführt werden musste. Darüber hinaus waren die Norweger die direkten Täter.
Der unabhängige Energieanalyst Michail Krutichin glaubt jedoch, dass die endgültigen Schlussfolgerungen sowie die Höhe einer eventuellen Entschädigung für die Nord Stream-Aktionäre nur auf der Grundlage der offiziellen Untersuchungen diskutiert werden können: „Bis jetzt hat man nur Publikationen, in denen es keine Beweise gibt. Absolut leeres Gerede. Die Nachrichten werden vom Finger gelutscht. Während es keine eindeutigen technischen Daten darüber gibt, wer und wie das alles gemacht hat, ist dies nichts anderes als eine Spekulation.“ Offenbar kann man über ein gezieltes Durchsickern sprechen, um das nötige Informationsbild zu schaffen.
Russische Behörden beschuldigen die "Angelsachsen" - also Briten und Amerikaner - der Sabotage. Auch Präsident Wladimir Putin sprach darüber: „Es ist für alle offensichtlich, wer davon profitiert. Und wer davon profitiert, hat es getan." Der ukrainische Präsidentenberater Michail Podoljak sagte seinerseits, Kiew habe nichts mit dem Vorfall in der Ostsee zu tun.
Der Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte bei einem Pressegespräch am Donnerstag: „Was den pro-ukrainischen 'Doktor Evil' betrifft, der das alles organisiert haben soll, so ist das schwer zu glauben." Solch eine schwierige Aufgabe könnten nur wenige Geheimdienste bewerkstelligen. Der Kreml ist der Ansicht, dass die Untersuchung dieses Vorfalls nicht "verlangsamt" werden sollte, "man sollte aber auch nicht zulassen, dass die Aufmerksamkeit auf einige sekundäre Versionen und Vermutungen abgelenkt wird“.
Das Gasleck bei Nord Stream 2 (Archivbild) - SNA, 1920, 07.03.2023
Deutsche Ermittler: Spuren der Nord Stream-Sabotage führen in Ukraine
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