Deutsche Ermittler: Spuren der Nord Stream-Sabotage führen in Ukraine

© AP Photo / Swedish Coast Guard via APDas Gasleck bei Nord Stream 2 (Archivbild)
Das Gasleck bei Nord Stream 2 (Archivbild) - SNA, 1920, 07.03.2023
Die deutschen Ermittlungsbehörden haben bei der Aufklärung des Anschlags auf die Pipelines Nord Stream 1 und 2 offenbar einen Durchbruch erzielt. Nach einer Recherche von ARD-Hauptstadtstudio, des ARD-Politikmagazins Kontraste, des SWR und der „Zeit“ konnte rekonstruiert werden, wie und wann der Sprengstoffanschlag vorbereitet wurde.
Demnach führen Spuren in Richtung Ukraine. Allerdings hätten die Ermittler bislang keine Beweise dafür gefunden, wer die Zerstörung in Auftrag gegeben habe, heißt es.
Konkret sei es gelungen, das Boot zu identifizieren, das mutmaßlich für die Geheimoperation verwendet worden sei. Es soll sich um eine Jacht handeln, die von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden sei, die zwei Ukrainern gehören soll. Die Geheimoperation ist den Ermittlungen zufolge von einem Team aus sechs Personen durchgeführt worden.
Das Kommando soll den Ermittlungen zufolge am 6. September 2022 von Rostock aus in See gestochen sein. Die Ausrüstung für die Geheimoperation sei vorher mit einem Lieferwagen in den Hafen transportiert worden.
Im weiteren Verlauf ist es den Ermittlern den Recherchen zufolge gelungen, das Boot am folgenden Tag erneut in Wieck (Darß) und später an der dänischen Insel Christiansø, nordöstlich von Bornholm, zu lokalisieren. Die Jacht sei dem Eigentümer im Anschluss in ungereinigtem Zustand zurückgegeben worden.
Auf dem Tisch in der Kabine haben die Ermittler den Recherchen zufolge Spuren von Sprengstoff nachweisen können. Nach Informationen soll ein westlicher Geheimdienst bereits im Herbst, also kurz nach der Zerstörung, einen Hinweis an europäische Partnerdienste übermittelt haben, wonach ein ukrainisches Kommando für die Zerstörung verantwortlich sei.
Danach soll es weitere geheimdienstliche Hinweise gegeben haben, die darauf hindeuteten, dass eine proukrainische Gruppe verantwortlich sein könnte.
Die ukrainische Regierung sei zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar gewesen, schreibt die "Zeit". Auch der Generalbundesanwalt habe eine Stellungnahme abgelehnt.
Präsident Joe Biden macht eine Pause während einer Pressekonferenz im East Room des Weißen Hauses in Washington , Mittwoch, 19. Januar 2022. (AP Photo/Susan Walsh) - SNA, 1920, 24.02.2023
US-Journalist Hersh offenbart, wie Biden geheimen Nord-Stream-Plan aus Versehen verraten hat

Pro-ukrainische Gruppe könnte hinter Anschlag auf Nord-Stream-Pipelines stecken

Zuvor hat die Zeitung „The New York Times“ unter Verweis auf namentlich nicht genannte informierte Quellen von den neuen nachrichtendienstlichen Erkenntnissen in Bezug auf die Nord Stream-Pipelines berichtet. Diese sollen darauf hindeuten, dass der Angriff auf die Pipelines im vergangenen Jahr von einer pro-ukrainischen Gruppe verübt worden sei.
Demnach erklärten US-Beamte, zwar keine Beweise dafür zu haben, dass der ukrainische Präsident Wladimir Selenski oder seine ranghohen Beamten in die Operation verwickelt seien oder dass die Täter auf Anweisung von ukrainischen Regierungsmitglieder handelten.
Die US-Beamten wissen nach eigenen Angaben nicht vieles nicht über die Täter und ihre Verbindungen. Die Überprüfung der kürzlich gesammelten Geheimdienstinformationen deute jedoch darauf hin, dass es sich um Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin handele.
Allerdings gebe es keine Angaben zu den Mitgliedern der Gruppe und auch nicht dazu, wer die Operation geleitet oder bezahlt habe.
Es bleibe die Möglichkeit offen, dass die Operation inoffiziell von einer Stellvertreter-Truppe mit Verbindungen zur ukrainischen Regierung oder deren Sicherheitsdiensten durchgeführt worden sei.
„US-Beamte sagen, sie hätten keine Beweise für eine Beteiligung der russischen Regierung an dem Angriff gefunden“, heißt es in dem NYT-Bericht.
Nach Ansicht der Quellen der Zeitung waren die Saboteure „höchstwahrscheinlich ukrainische oder russische Staatsangehörige, oder eine Kombination aus beiden“. Keine US-amerikanischen oder britischen Staatsbürger seien beteiligt gewesen.
Polizei in den USA (Symbolbild) - SNA, 1920, 25.02.2023
Washington leugnet seine Beteiligung an Nord-Stream-Anschlägen nicht – US-Journalist Hersh
Die Sprengsätze seien höchstwahrscheinlich mit Hilfe von erfahrenen Tauchern gelegt worden. Diese scheinen US-Beamten zufolge nicht für Militär oder einen Geheimdienst tätig zu sein. Es sei jedoch möglich, dass die Täter in der Vergangenheit eine spezielle staatliche Ausbildung erhalten hätten.
„Jede Andeutung auf eine ukrainische Beteiligung, ob direkte oder indirekte, könnte die fragilen Beziehungen zwischen der Ukraine und Deutschland belasten und die Unterstützung der deutschen Öffentlichkeit beeinträchtigen“, die im Namen der Solidarität hohe Energiepreise in Kauf genommen hat, gefährden“, schreibt die Zeitung.
Am 26. September 2022 wurden mit mehreren Sprengungen Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines verübt. Dabei wurden beide Stränge von Nord Stream 1 und einer der beiden Stränge von Nord Stream 2 unterbrochen.
Bereits vor dem Beginn des Ukraine-Konflikts hatte US-Präsident Joe Biden bei einem Washington-Besuch des deutschen Bundeskanzlers, Olaf Scholz, damit gedroht, dass es kein Nord Stream 2 mehr geben werde, falls Russland in die Ukraine „einmarschieren“ würde. Das verspreche er, betonte Biden, ohne nähere Angaben gemacht zu haben. „Wir werden dem ein Ende bereiten.“
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