USA brauchten Zerstörung von Nord Stream für „Entzweien von Russland und Deutschland“ – Expertin

© Foto : Die Dänischen Streitkräfte / Das Gasleck bei Nord Stream 2, regestriert vom dänischen Abfangjäger F-16
Das Gasleck bei Nord Stream 2, regestriert vom dänischen Abfangjäger F-16  - SNA, 1920, 10.02.2023
Die Expertin für Geschichte der russischen Diplomatie und Außenpolitik an der St. Petersburger Staatlichen Universität und akademisches Mitglied der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) Imelda Ibáñez hat zum Artikel des US-Investigativjournalisten Seymour Hersh über den Anschlag auf die beiden Nordstreams Stellung genommen.
Bei dem Sabotageakt gegen die Nord-Stream-Pipelines habe es sich um einen terroristischen Angriff gegen das vor vielen Jahren entstandene Bündnis zwischen Deutschland und Russland gehandelt. Die USA haben die Beziehungen geopolitisch torpedieren müssen, weil das Potenzial der beiden Länder eine Bedrohung für die USA hätte sein können.
„Im Kontext des Ukraine-Konfliktes haben wir gesehen, dass diese Allianz zwischen Russland und Deutschland in die Luft gesprengt wurde. Die Interessen der Marinemacht USA zielten gerade auf die Aufgabe ab – die Allianz vollständig zu zerstören und nicht zuzulassen, dass es zu einer Kooperation zwischen Russland und Deutschland kommt“, sagte die Expertin.
Die Sanktionen gegen Russland bedrohten die Energiesicherheit Europas, während die USA als Energielieferant davon profitierten und die Europäer noch abhängiger von nordamerikanischen Brennstoffen würden.
Gasröhren im Logistikzentrum der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2. Mukran, 23. Juli 2021  - SNA, 1920, 08.10.2022
US-Flugzeug kurz nach Nord-Stream-Pipelines-Anschlägen in Ostsee offenbar gesichtet
Was eine mögliche Untersuchung nach der Veröffentlichung einer Recherche des Journalisten Seymour Hersh über die Verantwortung der USA für den Vorfall an den Nord-Stream-Pipelines betrifft, ist die Expertin der Meinung, dass in Europa niemand bereit wäre, in dieser Angelegenheit noch weiter nachzuforschen.
Die Gaspipeline hänge nicht nur territorial von Russland und Deutschland ab, denen es einfacher fallen würde, den Vorfall bis vor den internationalen Gerichtshof zu bringen. Dazu hätten alle Staaten einer Untersuchung zustimmen müssen, doch stattdessen bevorzugten es die involvierten Länder, den Interessen der angelsächsischen Mächte zu folgen.
„Es wäre natürlich eine gute Nachricht, falls diese Beweise gegen die USA an einen internationalen Gerichtshof übergeben würden, da sie durch den terroristischen Anschlag die Nord Stream außer Betrieb setzten“, so die Expertin.
Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer internationalen gerichtlichen Untersuchung kommt, äußerst gering.
„Langfristig sollten wir sehen, wie sich diese Multipolarität bildet und der Einfluss der USA aussehen wird. Denn es ist offensichtlich, dass alle Angriffe und Aktionen nicht an ein internationales Gericht zur Untersuchung übergeben werden“, so Ibáñez.
Die Expertin erinnerte an die Worte des stellvertretenden Vorsitzenden des Föderationsrats Russlands, Konstantin Kossatschjow, der betont hatte, dass nach dem Nord-Stream-Vorfall Schweden und Dänemark gemäß internationalen Übereinkommen alle vorhandenen Informationen über den Vorfall bereitstellen müssten.
Der sächsische Ministerpräsident, Michael Kretschmer (Archiv) - SNA, 1920, 14.01.2023
„In einem Industrieland darf Energie kein knappes Gut werden“: Kretschmer zu Nord-Stream-1-Reparatur
Zudem sind alle interessierten Staaten dazu verpflichtet, beim Austausch von Informationen bei der Untersuchung zusammenzuarbeiten. Russland und russische Unternehmen, die wegen dieser Ereignisse Schaden erlitten, sollten eine Entschädigung bekommen.

USA zerstören Nord Stream - US-Journalist

Am Mittwoch veröffentliche der renommierte US-amerikanische Investigativjournalist Seymour Hersh, der auch ein Pulitzer-Preisträger ist, einen Artikel über den Anschlag auf die beiden Nordstreams, der im September des vorigen Jahres verübt worden war.
In seinem Artikel beruft sich Hersch auf einen hochrangigen Insider und gibt Details zu Planung, Hindernissen und Durchführung des Anschlags bekannt, schreibt „The Times“. Des Weiteren nennte er auch die Verantwortlichen. Demnach hatte die US-Regierung eine spezielle CIA-Arbeitsgruppe aufgestellt, die die Planung übernehmen sollte.

Explosionen an Nord Stream

Am 26. September 2022 wurden mit mehreren Sprengstoffanschläge auf die Nord-Stream-Pipelines verübt. Dabei wurden beide Stränge von Nord Stream 1 und einer der beiden Stränge von Nord Stream 2 unterbrochen. Bereits vor dem Beginn des Ukraine-Konflikts hatte US-Präsident Joe Biden bei einem Washington-Besuch des deutschen Bundeskanzlers, Olaf Scholz, damit gedroht, dass es kein Nord Stream 2 mehr geben werde, falls Russland in die Ukraine „einmarschieren“ würde. Das verspreche er, betonte Biden, ohne nähere Angaben gemacht zu haben. „Wir werden dem ein Ende bereiten.“
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