„Vollkommen ins Aus manövriert“: Kanzler Kurz erntet Kritik nach Impfstoffstreit mit EU
© SNA / Alexey WitwizkiÖsterreichs Kanzler Sebastian Kurz (Archivfoto)

© SNA / Alexey Witwizki
Die Haltung des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz im EU-Streit um die Verteilung von Coronavirus-Impfstoffen ist auf Kritik der Opposition gestoßen.
Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland und die Slowakei sollen im zweiten Quartal zusammen 2,85 Millionen Dosen mehr erhalten als ihnen normalerweise über eine Quote zustehen, teilte der portugiesische EU-Vorsitz am Donnerstagabend mit. Die fünf Länder erhalten die zusätzlichen Impfdosen im Rahmen der Solidaritätsaktion, an der sich 19 EU-Staaten beteiligen – darunter auch Deutschland.
Nichts abgeben wollten dagegen Österreich, Slowenien und Tschechien. Österreich und vier weitere Länder hatten eine Korrektur des Verteilungsschlüssels der Corona-Impfstoffe in der EU gefordert.
Aus der Sicht des SPÖ-Klubvize Jörg Leichtfried zeigt Österreichs Nichtbeteiligung am Solidaritätsmechanismus, wie „plan- und ziellos Kurz auch in der EU“ agiere, hieß es am Freitag von der Partei.
„Österreich hat es nicht verdient, einen Kanzler zu haben, der unser Land ins internationale Abseits stellt!“, so Leichtfried.
Die NEOS-Europaabgeordnete Claudia Gamon kritisierte am Freitag auf Twitter, dass das offizielle Österreich die bedürftigen Länder nicht mit eigenen Impfdosen unterstütze und andere EU-Staaten im Stich gelassen habe.
„Wir haben uns vollkommen ins Aus manövriert. Bravo!“, schrieb die Politikerin.
Österreich nimmt an dieser solidarischen Verteilung gar nicht Teil. Das offizielle Österreich lässt andere EU-Staaten im Stich. Wir haben uns vollkommen ins Aus manövriert. Bravo! 🤡 https://t.co/azbzWHmsi5
— dieGamon (@dieGamon) April 2, 2021
Wien habe auf die Teilnahme an der Unterstützungsaktion aus Solidarität mit Prag verzichtet, erklärte die österreichische Bundesregierung nach Angaben der Agentur Reuters. Tschechien habe trotz vieler Ansteckungs- und Todesfälle keine zusätzlichen Corona-Impfdosen erhalten.
Österreich werde Tschechien auf bilateralem Weg mit 30.000 Impfdosen unterstützen, kündigte Kurz laut Reuters am Freitag an. Der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis dankte dem österreichischen Kanzler am Freitag dafür auf Twitter sowie dem slowenischen Ministerpräsidenten Janez Janša für den Vorschlag Sloweniens, 10.000 Vakzin-Dosen mit Tschechien zu teilen.
Many thanks to @sebastiankurz for sharing 30,000 doses of @pfizer with us. We are very grateful for this generous help, especially from friends who are also in need of more vaccines, but they understand how difficult is our situation. This is real solidarity!
— Andrej Babiš (@AndrejBabis) April 2, 2021
Pred letom dni, ko smo bili na začetku #epidemija brez zaščitne opreme, nam je Češka kot prva država pomagala in nam poslala 1.5 mio mask in druge zaščitne opreme. Rekli smo, da tega ne bomo nikoli pozabili in nismo. 🇸🇮 🇨🇿 https://t.co/KIvPbFektB
— Janez Janša (@JJansaSDS) April 2, 2021