„Gib Kunst zurück“: Eselshaut tragende Schauspielerin entblößt sich aus Protest gegen Schließungen
© AFP 2022 / BERTRAND GUAYCorinne Masiero

© AFP 2022 / BERTRAND GUAY
Die Schauspielerin Corinne Masiero hat sich bei der Verleihung des französischen Filmpreises César splitternackt ausgezogen, meldet die Nachrichtenagentur AFP am Samstag. Damit wollte Masiero demnach gegen coronabedingte Schließungen von Kultureinrichtungen protestieren.
Die Zeremonie verlief demzufolge am Freitag in einer „leidenschaftlich politischen Atmosphäre“. Die 57-jährige Schauspielerin, bekannt unter anderem für die Titelrolle in der französischen Kriminalserie „Capitaine Marleau“, trat als Laudatorin für die Kategorie Beste Kostüme auf die Bühne. Das entsprechende Video veröffentlichte der Fernsehsender Canal+, der die 46. Auflage des angesehenen Filmpreises live ausgestrahlt hatte, am Samstag auf Twitter.
"No culture, no future."
— CANAL+ (@canalplus) March 12, 2021
L'intervention (dé)culottée de Corinne Masiero en soutien aux intermittents. #César2021 pic.twitter.com/Uhd8ibEfgj
Die Aufnahmen zeigen Masiero auf der Bühne in einem Eselskostüm und mit Tampons als Ohrringen. Unter der Kunsteselshaut trug sie ein mit Kunstblut getränktes Kleid.
Dann zog sich die Schauspielerin nackt aus und zeigte den auf ihrem Körper in Blutrot gemalten Slogan „No Culture No Futur“ („Keine Kultur – keine Zukunft“). Auf ihrem Rücken stand die Forderung an den französischen Premierminister Jean Castex: „Gib uns die Kunst zurück, Jean!“
„Derzeit sind wir so: völlig nackt“, zitiert die Nachrichtenagentur die 57-Jährige.
Ihre Protestaktion erntete auf sozialen Netzwerken unterschiedliche Reaktionen. Während einige User sich schockiert zeigten, lobten andere Masieros Engagement.
„Es gibt ja auch Grenzen“, schrieb beispielsweise ein Internet-Benutzer unter dem Namen Victor.
C est limites quand meme
— victor (@victor83400) March 12, 2021
„Das ist verrückt“, twitterte „Olive“.
C'est n'importe quoi
— Olive (@olivelabranche) March 12, 2021
Aus der Sicht einiger Kommentatoren war die Aktion „vulgär“ und „stillos“. „Es gibt mir den Wunsch, mein Abo zu löschen“, meinte „steph“. Der User unter dem Namen Alan Nahum schrieb von einer „Schande“.
„Ja, die Weise, auf die man mit Kunst und Kultur umgeht, ist wirklich beschämend“, antwortete ihm „Yann Boulègue“. „Glücklicherweise ist sie da, um auf die Betrüger Druck auszuüben.“
oui, la façon dont on traite l'art et la culture est vraiment honteux. Heureusement qu'elle est la pour bousculer les faux culs.
— Yann Boulègue (@yboulegue) March 13, 2021
Ça me donne envie de rendre mon abonnement tellement ça manque de classe
— steph (@stephl72633855) March 12, 2021
Auch andere Twitterer zeigten ihren Respekt für die Handlungen der Schauspielerin, die man „poupou“ zufolge „nicht verdient“ habe.
CORINNE MASIERO❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️ WE DON’T DESERVE
— poupou (@jeannepnat) March 12, 2021
#Cesar2021 RESPECT #CorinneMasiero 🙌🙌🙌✊✊✊
— Jean-Nevers (@JE_Ane_14) March 12, 2021
„Großer Mut, ich liebe das“, schrieb der User „nikos“.
Un grand courage j’adore 🥰
— nikos (@nikosvery) March 12, 2021
Die französische Académie des Arts et Techniques du Cinéma zeichnete am Freitag Albert Dupontels Tragikomödie „Adieu les cons“ („Auf Wiedersehen, Ihr Idioten“) in den Kategorien Film, Regie und Original-Drehbuch aus. Dem im Film mitwirkenden Nicolas Marié wurde ein César als Bester Nebendarsteller verliehen.
Laure Calamy von „Antoinette dans les Cévennes“ („Mein Liebhaber, der Esel & Ich“) und Sami Bouajila „Un fils“ („Ein Sohn“) erhielten Preise als Beste Darstellerin beziehungsweise Bester Darsteller. Émilie Dequenne wurde als Beste Nebendarstellerin für „Les choses qu’on dit, les choses qu’on fait“ („Die Dinge, die wir sagen, die Dinge, die wir tun“) gekürt.
In Frankreich kam es zuvor zu Demonstrationen wegen der Schließung von Theatern, Kinos und Museen. Es wurde laut Medienberichten gefordert, dass die Regierung die Kulturbranche retten solle. Aktivsten und Studenten besetzten aus Protest mehrere nationale Theater.