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Hat Wintereinbruch was mit globaler Abkühlung zu tun? Klimaforscher Prof. Latif klärt auf - Exklusiv
Hat Wintereinbruch was mit globaler Abkühlung zu tun? Klimaforscher Prof. Latif klärt auf - Exklusiv
Bis zu 40 Zentimeter Schnee, anhaltende kalte Temperaturen: Deutschland und andere europäische Länder wurden neulich von einem spektakulären Wintereinbruch... 09.02.2021, SNA
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Herr Prof. Latif, was halten Sie von dem aktuellen Wintereinbruch samt Schneefällen in Deutschland und Europa? Das ist schon ein extremes Wetterereignis, aber das hat jetzt keine Implikationen zu dem Klimawandel. Der Klimawandel schreitet voran, und um den zu sehen, muss man ihn Jahrzehnte betrachten. Wenn man das tut, dann ist die Erwärmung unverkennbar weltweit, aber natürlich auch bei uns in Deutschland und in Europa.Jedoch sprechen einige Experten, darunter die Mathematikerin Valentina Zharkova von der Northumbria University, über den Beginn einer globalen Abkühlung ab 2021 und generell über eine Kälteperiode von wenigstens zehn Jahren. Auch die Medien schreiben immer seltener über die globale Erderwärmung, sondern es heißt nur der Klimawandel. Wie hängt das zusammen?Das hat im Moment schon damit zu tun, dass das Corona die Schlagzeilen dominiert und der Klimawandel ein bisschen zurückgetreten ist, aber mit dem Klimawandel meint man natürlich die globale Erderwärmung. Man darf nicht den Fehler machen, jetzt aus einem Wetterereignis, denn mehr ist es ja nicht, falsche Schlüsse zu ziehen. Wir haben gesehen, dass die Erderwärmung gerade im letzten Jahrzehnt einen neuen Höchststand erreicht hat. Kein Jahrzehnt war seit Beginn der Messung so warm wie das letzte Jahrzehnt, und wir sind uns sicher, dass diese Entwicklung auch weitergehen wird, also dass das nächste Jahrzehnt noch wärmer sein wird als das letzte, und damit einen neuen Rekord bringen wird. Wir haben überhaupt keine Anzeichen dafür, dass die Erderwärmung annähernd gestoppt wäre.Also der Klimawandel Gleichheitszeichen globale Erwärmung? Genau. Das kann man im Prinzip so machen. Natürlich gibt es auch andere Faktoren, durch die Menschen das Klima beeinflussen, aber der Haupteinfluss des Menschen ist der Ausstoß von Treibhausgasen, insbesondere von Kohlendioxid (CO2), und das führt zwangsläufig zur Erderwärmung.Was kurzfristige Kälteperioden wie diesen Wintereinbruch angeht - Schnee gibt es so viel wie seit Jahrzehnten nicht mehr, heißt es - kann man davon ausgehen, dass ähnliche Wetterereignisse sich künftig wiederholen? Lässt sich das vorhersagen?Das ist schwer zu sagen. Es wurde jedoch in den letzten Jahrzehnten beobachtet, dass solche Situationen immer seltener kommen. Ich vergleiche es immer gerne mit dem gezähnten Würfel: wenn wir den Würfel auf die Sechs zähnen, dann kommt es häufiger, aber die anderen Zahlen kommen auch noch, aber entsprechend seltener. Je stärker wir den Würfel auf die Sechs zähnen, umso häufiger kommt die Sechs. Wenn wir das auf das Wetter übertragen: Je stärker die Erderwärmung währt, umso seltener erleben wie die kalten Winter und umso häufiger kommen die milden Winter, und wir sehen an den Daten der letzten hundert Jahre sehr deutlich, gerade hier in Deutschland, dass die Anzahl der Frosttage, also der kalten Tage, extrem abgenommen und die Anzahl der heißen Tage extrem zugenommen hat. Können Sie aber erklären, warum diese kalten Tage gerade jetzt eintreten und nicht zu einem anderen Zeitpunkt?Ja. Das ist ein seltenes Ereignis, es kommt selten vor und hat mit dem sogenannten Polarwirbel über dem Nordpol zu tun, normalerweise hält er die kalte Luft fern, aber wenn er schwächer wird, kann es passieren, dass die kalte Luft weit nach Süden vordringt, und gerade das passiert gerade.Zur Person: Prof. Dr. Mojib Latif ist Leiter der Forschungseinheit maritime Meteorologie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel und Mitglied im Exzellenzcluster Ozean der Zukunft der CAU Kiel. Ferner ist er seit 2012 Vorstandsmitglied des Deutschen Klima-Konsortiums e.V. (DKK), seit 2015 dessen Vorsitzender.
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Hat Wintereinbruch was mit globaler Abkühlung zu tun? Klimaforscher Prof. Latif klärt auf - Exklusiv
20:00 09.02.2021 (aktualisiert: 11:24 10.02.2021) Liudmila Kotlyarova
Redakteurin
Bis zu 40 Zentimeter Schnee, anhaltende kalte Temperaturen: Deutschland und andere europäische Länder wurden neulich von einem spektakulären Wintereinbruch überrascht. Und schon erheben sich Stimmen, dass der Klimawandel nicht so schlimm sei. Stimmt das? SNA hat mit dem deutschen Meteorologen und Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif gesprochen.
Herr Prof. Latif, was halten Sie von dem aktuellen Wintereinbruch samt Schneefällen in Deutschland und Europa?
Das ist schon ein extremes Wetterereignis, aber das hat jetzt keine Implikationen zu dem Klimawandel. Der Klimawandel schreitet voran, und um den zu sehen, muss man ihn Jahrzehnte betrachten. Wenn man das tut, dann ist die Erwärmung unverkennbar weltweit, aber natürlich auch bei uns in Deutschland und in Europa.
Jedoch sprechen einige Experten, darunter die Mathematikerin Valentina Zharkova von der Northumbria University, über den Beginn einer globalen Abkühlung ab 2021 und generell über eine Kälteperiode von wenigstens zehn Jahren. Auch die Medien schreiben immer seltener über die globale Erderwärmung, sondern es heißt nur der Klimawandel. Wie hängt das zusammen?
Das hat im Moment schon damit zu tun, dass das Corona die Schlagzeilen dominiert und der Klimawandel ein bisschen zurückgetreten ist, aber mit dem Klimawandel meint man natürlich die globale Erderwärmung. Man darf nicht den Fehler machen, jetzt aus einem Wetterereignis, denn mehr ist es ja nicht, falsche Schlüsse zu ziehen. Wir haben gesehen, dass die Erderwärmung gerade im letzten Jahrzehnt einen neuen Höchststand erreicht hat. Kein Jahrzehnt war seit Beginn der Messung so warm wie das letzte Jahrzehnt, und wir sind uns sicher, dass diese Entwicklung auch weitergehen wird, also dass das nächste Jahrzehnt noch wärmer sein wird als das letzte, und damit einen neuen Rekord bringen wird. Wir haben überhaupt keine Anzeichen dafür, dass die Erderwärmung annähernd gestoppt wäre.
Also der Klimawandel Gleichheitszeichen globale Erwärmung?
Genau. Das kann man im Prinzip so machen. Natürlich gibt es auch andere Faktoren, durch die Menschen das Klima beeinflussen, aber der Haupteinfluss des Menschen ist der Ausstoß von Treibhausgasen, insbesondere von Kohlendioxid (CO2), und das führt zwangsläufig zur Erderwärmung.
Was kurzfristige Kälteperioden wie diesen Wintereinbruch angeht - Schnee gibt es so viel wie seit Jahrzehnten nicht mehr, heißt es - kann man davon ausgehen, dass ähnliche Wetterereignisse sich künftig wiederholen? Lässt sich das vorhersagen?
Das ist schwer zu sagen. Es wurde jedoch in den letzten Jahrzehnten beobachtet, dass solche Situationen immer seltener kommen. Ich vergleiche es immer gerne mit dem gezähnten Würfel: wenn wir den Würfel auf die Sechs zähnen, dann kommt es häufiger, aber die anderen Zahlen kommen auch noch, aber entsprechend seltener. Je stärker wir den Würfel auf die Sechs zähnen, umso häufiger kommt die Sechs. Wenn wir das auf das Wetter übertragen: Je stärker die Erderwärmung währt, umso seltener erleben wie die kalten Winter und umso häufiger kommen die milden Winter, und wir sehen an den Daten der letzten hundert Jahre sehr deutlich, gerade hier in Deutschland, dass die Anzahl der Frosttage, also der kalten Tage, extrem abgenommen und die Anzahl der heißen Tage extrem zugenommen hat.
Können Sie aber erklären, warum diese kalten Tage gerade jetzt eintreten und nicht zu einem anderen Zeitpunkt?
Ja. Das ist ein seltenes Ereignis, es kommt selten vor und hat mit dem sogenannten Polarwirbel über dem Nordpol zu tun, normalerweise hält er die kalte Luft fern, aber wenn er schwächer wird, kann es passieren, dass die kalte Luft weit nach Süden vordringt, und gerade das passiert gerade.
Zur Person: Prof. Dr. Mojib Latif ist Leiter der Forschungseinheit maritime Meteorologie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel und Mitglied im Exzellenzcluster Ozean der Zukunft der CAU Kiel. Ferner ist er seit 2012 Vorstandsmitglied des Deutschen Klima-Konsortiums e.V. (DKK), seit 2015 dessen Vorsitzender.