https://snanews.de/20210111/kulturbetrieb-stopp-bis-ostern-474543.html
Situation „sehr, sehr drastisch“: Kein Kulturbetrieb bis Ostern?
Situation „sehr, sehr drastisch“: Kein Kulturbetrieb bis Ostern?
Die drei hessischen Staatstheater in Darmstadt, Kassel und Wiesbaden, das Hessische Landestheater Marburg und das Stadttheater Gießen bleiben bis Ostern
2021-01-11T17:01+0100
2021-01-11T17:01+0100
2021-01-11T17:01+0100
kultur
friedrich merz
lockdown
wirtschaft
/html/head/meta[@name='og:title']/@content
/html/head/meta[@name='og:description']/@content
https://cdn.snanews.de/img/07e5/01/0b/475041_0:320:3072:2048_1920x0_80_0_0_b2270573b8c832a6c9df3f9799a80818.jpg
Die drei hessischen Staatstheater in Darmstadt, Kassel und Wiesbaden, das Hessische Landestheater Marburg und das Stadttheater Gießen bleiben bis Ostern geschlossen. Das haben die Intendanzen der fünf Häuser gemeinsam mit Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn vereinbart, so eine Ministerialmitteilung. Bislang sollte der Spielbetrieb vollständig lediglich bis mindestens Ende Januar ruhen, die Proben und die Arbeit in den Werkstätten an den meisten Häusern hätten wie ursprünglich geplant am Montag beginnen sollen. Sofern es die Pandemielage zulasse, wollen die Bühnen ihren Spielbetrieb gemäß der neuen Vereinbarung in der Osterwoche Anfang April wieder aufnehmen. „Gerade die Kultur lebt vom direkten Kontakt zwischen Menschen. Das ist ihre große Qualität, das macht sie aber auch so verwundbar“, so Ministerin Dorn. Leere Konzertsäle und Theater seien ein eindrückliches Zeichen für die großen Opfer, die die Pandemie abverlange. Sie seien aber auch ein Beitrag dazu, die Gesundheit von Menschen zu schützen. In drei Monaten wieder „Sonne“ sehenIn dem Zusammenhang hat der Berliner Kultursenator Klaus Lederer vor einer vorschnellen Öffnung der Kultureinrichtungen gewarnt. Sowohl die aktuelle Lage auf den Intensivstationen als auch die Mutation des Corona-Virus müssten in die Überlegungen mit einfließen, so der Linke-Politiker im Deutschlandfunk Kultur: Er rechne damit, dass die Situation noch eine Weile „sehr, sehr drastisch“ bleiben werde, hoffe aber, dass man in zwei bis drei Monaten wieder „ein bisschen Sonne sehen“ und klarer sagen könne, welche Kultureinrichtungen wann wieder öffnen könnten. Pandemie-Management und allgemeine Ignoranz gegenüber KulturLederer ist auch Vorsitzender der vor etwa zwei Jahren eingerichteten Kulturministerkonferenz der Länder. Diese habe die Aufgabe, auch „Öffnungsszenarien“ zu erarbeiten, was ihm gerade wegen der Entwicklung der aktuellen Inzidenzzahlen „surreal“ erscheine. Momentan arbeite er daran, dass die Kultur „nicht den Bach hinabgeht“. Die „allgemeine Ignoranz“ gegenüber dem speziellen Feld der Künste und im weiteren der Kultur, deren Einrichtungen dem Freizeitbereich zugeordnet wurden, drücke sich in den politischen Gewichtungen während des Pandemie-Managements aus, so Lederer. Zur soziale Absicherung der Kulturschaffenden nützten die Soforthilfen des Bundes in den wenigsten Fällen - das liege an den beschlossenen Bemessungsgrenzen; so müssten Künstler wie Soloselbständige Hartz 4 beantragen. Der private Bereich würde in besonderer Weise beschnitten, der Produktions- und Reproduktionsbereich bleibe weitgehend ungeschoren – was bedeute, in den Kultureinrichtungen dürfe zwar geprobt werden, aber Zuschauer gebe es keine. Lederer appellierte auch an die künstlerischen Leitungen der Kulturbetriebe: Diese sollten sich Gedanken über die Größe ihrer geplanten Vorhaben machen und auch darüber, welche verzichtbar seien: Es mache keinen Sinn, „einen dicken Stapel an Premieren aufzuhäufen, die man überhaupt nicht mehr in der Lage sein würde, zu realisieren“. Das mag nun auch Auswirkung auf angesetzte Proben haben.Die deutsche Theaterlandschaft wie Museen und andere Kulturbetriebe liegt seit dem als November-Lockdown geplanten Shutdown in einem Dornröschenschlaf. Und das trotz umfangreicher Hygienekonzepte und kostspieliger Nachrüstungen. Die Häuser scheinen mit der Aussicht auf längere Auszeiten pragmatisch ihren „Frieden“ gemacht zu haben, etliche haben ihr Digitalangebot ausgeweitet. Aktionismus scheint pragmatischer Resignation gewichen zu sein. Wird die Szene überleben? Kulturschaffende harren schlicht aus, Alternative werden ausgelotet und sogar von offizieller Stelle nahegelegt - als Karrierewechsel. Großbritannien lancierte eine Kampagne, mit der Künstlern anderen Berufe als verheißungsvoller nahegelegt wurden - etwa einer Ballerina eine Zukunft in Tech. Der Protest angesichts dieser Missachtung der Kultur ließ nicht lange auf sich warten. Wie in Deutschland: In einem Film der Landesregierung Baden-Württemberg sattelt ein Tänzer auf Medizin um - um etwas Nützliches zu leisten. Zwar ist diese Kampagne mittlerweile aus dem Netz genommen, doch jüngst wurde im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein Trompeter vorgestellt, der nun Bauer würde. Klagen und „Luft“ machenDer Kabarettist Dieter Hallervorden zog noch im vergangenen Herbst für sein Privattheater vor den Kadi, scheiterte aber mit seinem Eilantrag gegen die vorübergehende Schließung des Berliner Schlosspark-Theaters. Das Verwaltungsgericht Berlin wies seinen Antrag gegen die Corona-Eindämmungsverordnung des Landes zurück. Es bleibt nur, sich Luft zu machen, wie es angesichts der auch für Österreich in der vergangenen Woche beschlossenen Verlängerung des Lockdowns der Chef des Wiener Burgtheaters machte. Nach der „Volte“ bezüglich der Kulturinstitutionen sei er „wirklich richtig verärgert". In der Sache ändert(e) dies nichts.Forderungen nach Lockdown-EndeMittlerweile häufen sich aber die Forderungen nach einem Ende der Corona-Lockdowns: „Es reicht jetzt. Wir müssen auch leben", mokierte sich Tübigens Oberbürgermeister Boris Palmer am Sonntagabend in der „Bild“-Sendung „Die richtigen Fragen“. Der Grünen-Politiker sprach sich für ein Ende der strikten Corona-Maßnahmen aus – Anfang Februar müsse kontrolliert wieder geöffnet werden. Wirtschaft und Gesellschaft nähmen durch die Corona-Maßnahmen zu großen Schaden. Auch CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat ein schnelles Ende des Lockdowns angemahnt - für kleine und mittlere Unternehmen. Für sie soll es möglichst schnell zurück zu normalem Wirtschaften mit Hygienekonzept gehen. Die ausgefeilten und bereits erprobte Konzepte der Kulturbetriebe wie Bühnen und Museen sind auch der Kulturministerkonferenz bekannt, fraglich ist nun, welchen Einfluss diese auf Entscheidungsträger hat, denn eine allzu starke Lobby hat die Kultur wohl eher nicht.
https://snanews.de/20210106/neben-beyonc-swift-und-eilish-deutsche-oper-berlin-mit-elena-tsallagova-fuer-grammy-nominiert--408475.html
3
SNA
info@snanews.de
+493075010627
MIA „Rosiya Segodnya“
2021
Beata Arnold
https://cdn.snanews.de/img/07e4/0c/0a/100202_0:0:2048:2048_100x100_80_0_0_dd370698d775ca40e9da7b478dd93464.png
Beata Arnold
https://cdn.snanews.de/img/07e4/0c/0a/100202_0:0:2048:2048_100x100_80_0_0_dd370698d775ca40e9da7b478dd93464.png
Nachrichten
de_DE
SNA
info@snanews.de
+493075010627
MIA „Rosiya Segodnya“
https://cdn.snanews.de/img/07e5/01/0b/475041_12:0:2743:2048_1920x0_80_0_0_e70c71c22adc9b709446522e2ebded1e.jpgSNA
info@snanews.de
+493075010627
MIA „Rosiya Segodnya“
Beata Arnold
https://cdn.snanews.de/img/07e4/0c/0a/100202_0:0:2048:2048_100x100_80_0_0_dd370698d775ca40e9da7b478dd93464.png
kultur, friedrich merz, lockdown, wirtschaft
Situation „sehr, sehr drastisch“: Kein Kulturbetrieb bis Ostern?
Mit verlängerbaren Lockdowns mit Blick auf Inzidenzwerte können Theater nicht planen. Hessens Bühnen haben nun einen Deal mit der Politik gemacht. Auch Berlins Kultursenator ist gegen eine vorschnelle Öffnung der Kulturstätten. Andere fordern das Ende der Lockdowns – der Schaden für die Gesellschaft steige.
Die drei hessischen Staatstheater in Darmstadt, Kassel und Wiesbaden, das Hessische Landestheater Marburg und das Stadttheater Gießen bleiben bis Ostern geschlossen. Das haben die Intendanzen der fünf Häuser gemeinsam mit Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn vereinbart, so eine Ministerialmitteilung. Bislang sollte der Spielbetrieb vollständig lediglich bis mindestens Ende Januar ruhen, die Proben und die Arbeit in den Werkstätten an den meisten Häusern hätten wie ursprünglich geplant am Montag beginnen sollen.
Sofern es die Pandemielage zulasse, wollen die Bühnen ihren Spielbetrieb gemäß der neuen Vereinbarung in der Osterwoche Anfang April wieder aufnehmen. „Gerade die Kultur lebt vom direkten Kontakt zwischen Menschen. Das ist ihre große Qualität, das macht sie aber auch so verwundbar“, so Ministerin Dorn. Leere Konzertsäle und Theater seien ein eindrückliches Zeichen für die großen Opfer, die die Pandemie abverlange. Sie seien aber auch ein Beitrag dazu, die Gesundheit von Menschen zu schützen.
In drei Monaten wieder „Sonne“ sehen
In dem Zusammenhang hat der Berliner Kultursenator Klaus Lederer vor einer vorschnellen Öffnung der Kultureinrichtungen gewarnt. Sowohl die aktuelle Lage auf den Intensivstationen als auch die Mutation des Corona-Virus müssten in die Überlegungen mit einfließen, so der Linke-Politiker im Deutschlandfunk Kultur: Er rechne damit, dass die Situation noch eine Weile „sehr, sehr drastisch“ bleiben werde, hoffe aber, dass man in zwei bis drei Monaten wieder „ein bisschen Sonne sehen“ und klarer sagen könne, welche Kultureinrichtungen wann wieder öffnen könnten.
Pandemie-Management und allgemeine Ignoranz gegenüber Kultur
Lederer ist auch Vorsitzender der vor etwa zwei Jahren eingerichteten Kulturministerkonferenz der Länder. Diese habe die Aufgabe, auch „Öffnungsszenarien“ zu erarbeiten, was ihm gerade wegen der Entwicklung der aktuellen Inzidenzzahlen „surreal“ erscheine. Momentan arbeite er daran, dass die Kultur „nicht den Bach hinabgeht“. Die „allgemeine Ignoranz“ gegenüber dem speziellen Feld der Künste und im weiteren der Kultur, deren Einrichtungen dem Freizeitbereich zugeordnet wurden, drücke sich in den politischen Gewichtungen während des Pandemie-Managements aus, so Lederer.
Zur soziale Absicherung der Kulturschaffenden nützten die Soforthilfen des Bundes in den wenigsten Fällen - das liege an den beschlossenen Bemessungsgrenzen; so müssten Künstler wie Soloselbständige Hartz 4 beantragen. Der private Bereich würde in besonderer Weise beschnitten, der Produktions- und Reproduktionsbereich bleibe weitgehend ungeschoren – was bedeute, in den Kultureinrichtungen dürfe zwar geprobt werden, aber Zuschauer gebe es keine. Lederer appellierte auch an die künstlerischen Leitungen der Kulturbetriebe: Diese sollten sich Gedanken über die Größe ihrer geplanten Vorhaben machen und auch darüber, welche verzichtbar seien: Es mache keinen Sinn, „einen dicken Stapel an Premieren aufzuhäufen, die man überhaupt nicht mehr in der Lage sein würde, zu realisieren“. Das mag nun auch Auswirkung auf angesetzte Proben haben.
Die deutsche Theaterlandschaft wie Museen und andere Kulturbetriebe liegt seit dem als November-Lockdown geplanten Shutdown in einem Dornröschenschlaf. Und das trotz umfangreicher Hygienekonzepte und kostspieliger Nachrüstungen. Die Häuser scheinen mit der Aussicht auf längere Auszeiten pragmatisch ihren „Frieden“ gemacht zu haben, etliche haben ihr Digitalangebot ausgeweitet. Aktionismus scheint pragmatischer Resignation gewichen zu sein. Wird die Szene überleben? Kulturschaffende harren schlicht aus, Alternative werden ausgelotet und sogar von offizieller Stelle nahegelegt - als Karrierewechsel. Großbritannien lancierte eine Kampagne, mit der Künstlern anderen Berufe als verheißungsvoller nahegelegt wurden - etwa einer Ballerina eine Zukunft in Tech. Der Protest angesichts dieser Missachtung der Kultur ließ nicht lange auf sich warten. Wie in Deutschland: In einem Film der Landesregierung Baden-Württemberg sattelt ein Tänzer auf Medizin um - um etwas Nützliches zu leisten. Zwar ist diese Kampagne mittlerweile aus dem Netz genommen, doch jüngst wurde im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein Trompeter vorgestellt, der nun Bauer würde.
Klagen und „Luft“ machen
Der Kabarettist Dieter Hallervorden zog noch im vergangenen Herbst für sein Privattheater vor den Kadi, scheiterte aber mit seinem Eilantrag gegen die vorübergehende Schließung des Berliner Schlosspark-Theaters. Das Verwaltungsgericht Berlin wies seinen Antrag gegen die Corona-Eindämmungsverordnung des Landes zurück. Es bleibt nur, sich Luft zu machen, wie es angesichts der auch für Österreich in der vergangenen Woche beschlossenen Verlängerung des Lockdowns der Chef des Wiener
Burgtheaters machte. Nach der „Volte“ bezüglich der Kulturinstitutionen sei er „wirklich richtig verärgert". In der Sache ändert(e) dies nichts.
Forderungen nach Lockdown-Ende
Mittlerweile häufen sich aber die Forderungen nach einem Ende der Corona-Lockdowns: „Es reicht jetzt. Wir müssen auch leben", mokierte sich Tübigens Oberbürgermeister Boris Palmer am Sonntagabend in der „Bild“-Sendung „Die richtigen Fragen“. Der Grünen-Politiker sprach sich für ein Ende der strikten Corona-Maßnahmen aus – Anfang Februar müsse kontrolliert wieder geöffnet werden. Wirtschaft und Gesellschaft nähmen durch die Corona-Maßnahmen zu großen Schaden.
Auch CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat ein schnelles Ende des Lockdowns angemahnt - für kleine und mittlere Unternehmen. Für sie soll es möglichst schnell zurück zu normalem Wirtschaften mit Hygienekonzept gehen.
Die ausgefeilten und bereits erprobte Konzepte der Kulturbetriebe wie Bühnen und Museen sind auch der Kulturministerkonferenz bekannt, fraglich ist nun, welchen Einfluss diese auf Entscheidungsträger hat, denn eine allzu starke Lobby hat die Kultur wohl eher nicht.